Andreas Popp und die "Geld"-Schöpfung

Post 24. April 2015 By In 2015
Rate this item
(0 Stimmen)

Am 22.03.15 hielt Andreas Popp in Witten einen Vortrag. Für das Publikum sehr unterhaltend räumt er in seiner typischen Art mit „den Begrifflichkeiten“ auf. So liefert er kurzweilig Erläuterungen zu Begriffen wie: Staat, Demokratie, Privatisierung und Gefühle. Sein Anspruch an sich selbst lässt sich aus folgendem Zitat ableiten: „Ich bin jemand, der forscht“. Auch einen Wunsch können seine Zuhörer von ihm hören: „Wir brauchen eine exakte Sprache.“

Ungeachtet seiner eigenen Aussagen ist er beim Geldbegriff leider nicht so genau. So werden auch Sichteinlagen bei Banken von ihm als Geld bezeichnet, obwohl es sich hierbei um einen Anspruch auf Zentralbankgeld handelt. Dieser Unterschied ist wesentlich, wenn man die bilanzierungstechnischen Abläufe nach Ausführung einer Überweisung betrachtet.

Darüber hinaus beantwortet er die von ihm selbst aufgeworfene Frage: „Dürfen Zentralbanken einfach Geld herstellen?“ Seine Antwort: ...

„Grundsätzlich erst einmal nicht, weil Geld entsteht völlig anders, denn durch Geschäftsbanken.“ Betrachtet man die jüngste Entscheidung der EZB, für die kommenden eineinhalb Jahre monatlich im Wert von 60 Mrd. € Anleihen mit frischem Zentralbankgeld anzukaufen, steht dieses Ereignis im Widerspruch zu Popps Aussage.

Insofern kann ich mich nur immer wieder von Neuem wiederholen. Wir können den Knoten nicht aufdröseln, wenn wir nicht beginnen, sauber zwischen Geld, Zahlungsmittel und Guthaben zu unterscheiden. Die Ökonomie hilft in diesem Punkt leider nicht ausreichend. Was nun Geld ist, ist zumindest im Bundesbankgesetz § 14 und im Vertrag über die Arbeitsweise der Europäischen Union in § 127 geregelt.

Sobald der Buchungssatz bei der Kreditvergabe beleuchtet wird, ist es notwendig, die Buchungen weiter zu verfolgen, wenn der Kreditnehmer die aufgenommenen Mittel eingesetzt hat. Nach Verwendung seines Kreditbetrages muss die Bankbilanz wieder ausgeglichen werden. Hier stehen verschiedene Wege zur Verfügung. Interessant ist nun die Rolle des Zentralbankgeldes bei diesen Prozessen.

Unglücklich nur, dass es sich bei diesen Inhalten um hochkomplexe Vorgänge handelt. Klare Begriffsdefinitionen sind zwingend erforderlich. Bilanzierungsregeln müssen beleuchtet, Gesetze (zum Beispiel Eigenkapitalquoten) berücksichtigt und Bankrisiken (zum Beispiel Fristentransformation) diskutiert werden.

Da ist die Zinseszinsproblematik deutlich leichter nachvollziehbar. Die Unmöglichkeit zeitlich unbegrenzten exponentiellen Wachstums kann jede(r) mit dem Taschenrechner schnell nachprüfen. Insofern ist die Notwendigkeit einer konstruktiven Umlaufsicherung, wie es bei fließendem Geld gedacht ist, rasch bewiesen.

Damit mich hier niemand falsch versteht: Es gibt im Bankwesen unvorstellbar großen Handlungsbedarf. Wie kann es zum Beispiel sein, dass Banken für Investitionen in Staatspapiere kein Eigenkapital vorhalten müssen? Diesen Punkt sprach auch kürzlich unser Bundesbankpräsident Jens Weidmann an. Es ist auch inakzeptabel, dass Banken eine solche Größe erlangen, dass sie als systemrelevant definiert werden. Treffen sie Fehlentscheidungen, werden sie mit Steuergeldern gerettet, um negative Effekte für die Realwirtschaft zu vermeiden. Eine Bank sollte genauso wie jedes andere Unternehmen Pleite gehen können (unter Schutz der Kleineinleger). Verschiedene Spekulationsarten, zum Beispiel auf Lebensmittel, sind schlichtweg zu verbieten.

Mögen wir gemeinsam und friedlich zu Wegen finden, die Mensch, Tier und unsere Umwelt schützen, damit das Leben auf diesem Planeten für immer mehr Menschen lebenswert wird, als dies leider heute gegeben ist. Dies gelingt uns nur dann, wenn der Mensch nicht mehr dem Gelde dient, sondern das Geld dem Menschen.

Steffen Henke

Last modified on Dienstag, 28. April 2015 14:09
Steffen Henke

Latest from Steffen Henke

Related items (by tag)

back to top