"Geld - Das Stück zum Schein" - Rezension

Post 17. April 2016 By
Rate this item
(0 Stimmen)

Vergangenen Freitagabend besuchte ich zusammen mit einer kleinen Gruppe das Theaterstück „Geld – Das Stück zum Schein“ in Halle.

Es ist für mich grundsätzlich eine große Freude, dass alternative Inhalte zum Geldwesen stärker in Kunst und Kultur Einzug halten. An verschiedenen Orten ist das festzustellen. Auf diese Weise werden Menschen über diesen sehr emotionalen Weg auf besondere Weise zum Thema sensibilisiert.

Eines ist mit der Darbietung bewiesen: Die engagierten Künstlerinnen und Künstler haben sich intensiv in hochkomplexe Vorgänge eingearbeitet. Über die Geschichte des Geldes, krankhaften Entwicklungen, hässlichen Wirkungen, bis hin zu verschiedenen Auswegen kann man eine Menge erfahren.

Auch die Bevölkerung kommt zu Wort, indem Zusammenschnitte von Straßeninterviews akustisch eingebaut wurden. Eine sympatische, persönliche Note wurde der Vorstellung zusätzlich durch kleine private Erzählungen der Schauspieler verliehen. Diese sorgen für Auflockerung und es gelingt, dem Publikum an verschiedenen Stellen ein herzliches Lachen zu entlocken.

Sicher kann ich nicht alle fachlich getroffenen Aussagen unterschreiben. So hat es eine aus meiner Sicht sehr exotische „Studie“ ...

zur sogenannten „Geld“-Schöpfung ins Programm geschafft. Deshalb findet auch das Vollgeld Erwähnung. Da brachte der bildhafte Vergleich exponentiellen Wachstums anhand des Schießens von Fußballtoren meine Augen deutlicher zum Strahlen. Das beispielhafte Modell endet mit einem Crash in diesem Sport. Auch im Bühnenbild verwendete Bücher von zum Beispiel Helmut Creutz, Margrit Kennedy, Ludwig Gartz und David Graeber senden eine subtile Botschaft.

Ich bin nun viele Jahre mit großer Begeisterung in diesen präsentierten Inhalten unterwegs und konnte deshalb das an diesem Freitag Erlebte mit voller Aufmerksamkeit aufsaugen. Menschen, die sich mit solchen Fragen zum Geld bisher kaum beschäftigt haben, bekommen einen schönen Batzen an Stoff geliefert. Zuschauer, die deshalb zwischendurch einmal Luft holen, finden durch den gut strukturierten Aufbau des Stückes schnell wieder rein, spätestens, wenn ein Banküberfall geplant wird oder verschiedene Zahlungen (Kindergeld, Erziehungsgeld, Arbeitslosengeld, usw.) pantomimisch ausgedrückt werden.

In der realen Welt werden Lösungen für viele Herausforderungen benötigt. Auf das Weichenstellen aus Berlin oder Brüssel zu warten, ist eher ein sinnloses Unterfangen. Wir Menschen sollten da schon selbst auf die Suche nach Antworten gehen, um gemeinsam eine Kurve zu fliegen, um die Richtung zu korrigieren, damit Veränderungen für Verbesserung sorgen. Deshalb kann ich jeder und jedem nur empfehlen, eine der folgenden Vorstellungen zu besuchen, noch fünf Mal ist das Werk im April und Mai zu sehen. So verbindet man das Einsammeln von Informationen über Strukturen, die teilweise totgeschwiegen werden, mit dem Genuss eines geselligen Theaterbesuchs mit Freunden.

Den Akteuren zolle ich meinen Respekt, einerseits, da sie den Mut hatten, sich dieser Materie tiefgreifend zu widmen, andererseits, weil sie mit so viel Herzblut diesen Stoff so wunderbar auf die Bühne des Mandroschketheaters getragen haben. Ich wünsche den Künstlerinnen und Künstlern für ihre weiteren schöpferischen Projekte das Beste!

Steffen Henke

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

back to top