Jetzt muss man schon Zinsen für sein eigenes Geld bezahlen …

Post 07. November 2014 By In 2014
Rate this item
(0 Stimmen)

Haben Sie diese, oft mit Entsetzen verbundene, Botschaft in den letzten Tagen auch aus Ihrem Umfeld gehört? Ursache für diese Aussage ist die Bekanntgabe der Thüringer Skatbank, Zinsen auf Sparguthaben zu erheben. Doch wer ist betroffen? Von dieser Maßnahme werden nach Veröffentlichungen Sichteinlagen auf Girokonten größer 2 Millionen € und Guthaben auf Tages-„Geld“-Konten über 3 Millionen € tangiert. Doch warum werden solche Entscheidungen überhaupt von Geldinstituten gefällt? Kundeneinlagen werden in einer Bankbilanz als „Verbindlichkeit gegen Nichtbank“ auf der Passivseite verbucht. Eine Bank ist nun bestrebt, diese Mittel einzusetzen, zum Beispiel als Kredite zu vergeben. Bei täglich verfügbaren Einlagen würde eine Bank jedoch hohe Risiken eingehen, wenn sie zum Beispiel im großen Stil langfristige Kreditverträge verkauft, denn die Kreditbeträge fließen über einen längeren Zeitraum zurück, die diesen Aktiva gegenüberstehenden Passiva können jedoch vom Einleger täglich abgezogen werden. Bei der Betrachtung der Laufzeiten von Einlagen und Krediten spricht man von der sogenannten Fristentransformation. Man will also den Gläubiger mit den Zinsen auf seine Einlage motivieren, die Mittel entweder abzuziehen oder längerfristig zu binden, damit dann das Geldinstitut diese Mittel anders verwenden kann.

Doch die Angst geht in der Bevölkerung um, dass bald auch geringere Einlagen mit Zinsen belegt werden. Im Medienmainstream kommen intensiv Begriffe mit negativer Konnotation zum Einsatz. Vom Negativ- oder Strafzins ist die Rede und so fühlt sich auch der(die) Kleinsparer(in) von dieser Entwicklung schnell bedroht. Erstaunlich nur, dass noch zu oft der Vorgang zu oberflächlich bewertet bleibt. Wenn ein(e) Anleger(in) die so hochgeschätzten Guthabenszinsen auf sein(ihr) Sparvermögen generiert, könnte einem(r) Betrachter(in) auch die Frage in den Sinn kommen, ...

woher die Guthabenszinsen des Anlegers überhaupt kommen? Das Irre an der Antwort ist die Schlichtheit des Ergebnisses. Was der(die) eine an Guthabenszinsen erhält, ist das, was andere an Schuldzinsen bezahlen. Wenn Sie Steuern zahlen (Mehrwertsteuer, Lohnsteuer, Tabaksteuer, Benzinsteuer, …) bedienen Sie die Schuldzinsen des Staates, der zum Beispiel aus seinen Einnahmen die Guthabenszinsen an die Halter der Staatsanleihen überweist. Beim Einkauf sind die Schuldzinsen der Industrie in den Preisen enthalten. Ermittelt man nun, wie viele Schuldzinsen jede(r) bezahlt und stellt diesen Betrag den jeweils vereinnahmten Guthabenszinsen gegenüber, stellt man fest, dass 9 von 10 Menschen immer mehr Schuldzinsen (durch Steuern, Konsum und privater Verschuldung) zahlen, als sie je in der Lage sind, Guthabenszinsen zu generieren. Ein gewaltiger Umverteilungsmechanismus von der breiten Masse auf Wenige. Fazit ist, dass sich der(die) Kleinsparer(in) beruhigt zurücklehnen kann, denn er(sie) ist Nutznießer(in) dieser Situation. Kritisch ist nun, dass bisher langfristig angelegte Gelder nach Ablauf der alten Vereinbarung auf Girokonten mit der oben beschriebenen Problematik geparkt werden. Dies führt zu schädlichen Stockungen, die sich leicht aufdröseln ließen, wenn tatsächlich eine Gebühr auf Bargeld und als Wirkung auch auf Sichteinlagen eingeführt würde (fließendes Geld). Um diesen Kosten zu entgehen, gäben die Halter dann ihr Mittel aus oder würden langfristige Anlagen eingehen, so dass die Bank besser und risikofrei agieren kann. Damit diese technische Lösung zum Tragen kommt, müssen sich erst elementarste Mechanismen unseres Geldsystems herumsprechen, dafür setzen wir uns ein.

Super User

Latest from Super User

Related items (by tag)

back to top