explodiert. Eine Bank kann jedoch nicht die ihr kurzfristig zur Verfügung gestellten Mittel langfristig verleihen, ohne größere Risiken einzugehen (Fristentransformation).
Die Gebühr („negativer Zins“) auf täglich verfügbare Einlagen soll die Gläubiger bewegen, langfristige Anlagelaufzeiten einzugehen. Es geht also nicht darum, „schleichend an das Vermögen der europäischen Sparer zu kommen“, sondern Einfluss auf die Zinsbindungslaufzeiten auszuüben.
Die EZB könnte die Situation verbessern, indem sie die Zinsen deutlich erhöht, dies steht jedoch im Widerspruch zur oben geschilderten Situation. Insofern befinden sich die meisten Notenbanken der industrialisierten Welt in einem Dilemma. Einerseits können zum Beispiel überschuldete Staaten die Last der Schulden nur noch mit niedrigen Zinsen tragen, andererseits fehlt die Umlaufsicherung Zins, um den Geldmarkt zu stabilisieren. Diese Aussage ändert jedoch nichts an der Erkenntnis, dass bei der Verwendung eines positiven Zinses als destruktive Art der Umlaufsicherung langfristig immer Ärger angesagt ist, da exponentielle Wachstumsprozesse ausgelöst werden.
Auch möchte ich erneut daran erinnern, dass für die meisten Sparer ein positiver Zins ein Verlustgeschäft darstellt. Möchte man selbst positive Zinsen für seine Einlagen vereinnahmen, muss man auch bereit sein, die positiven Zinsen anderer (über Konsum und Steuern) abzuführen. Errechnet man nun das Saldo aus erhaltenen und gezahlten Zinsen ergibt sich, dass 9 von 10 Menschen immer mehr Schuldzinsen zahlen, als sie je in der Lage sein werden, Guthabenszinsen zu bekommen. Insofern ist die Darstellung der „Negativzinsen“ mathematisch betrachtet oft falsch.
Bargeld ist überdurchschnittlich wichtig für demokratische Strukturen. Unter allen Umständen sollte es uns erhalten bleiben. Gebühren auf Bargeld und kurzfristige Einlagen sollen die Zinsstrukturkurve auf ein gesundes Maß bewegen. Das bedeutet, es sollte ein Anreiz dazu bestehen, Mittel langfristig zu binden, obwohl sich der Zins für langfristige Einlagen nur geringfügig über null bewegt.
Steffen Henke