Die größten Irrtümer aller Zeiten

Post 09. Juni 2015 By In 2015
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So schreibt zum Beispiel der Buchautor Dr. Michael Grandt in einem seiner Letter:

„Erhöhung der Negativzinsen

Negativzinsen sind eigentlich eine Gebühr der Banken für die Aufbewahrung von Spareinlagen. Diese Maßnahme eignet sich gut, um schleichend an das Vermögen der europäischen Sparer zu kommen. Eine enorme Erhöhung der Negativzinsen (die jetzt schon gesellschaftlich akzeptiert werden) ist deshalb nicht ausgeschlossen. 3% bis 5% sind im Gespräch!“

Wir befinden uns unverändert in einer intensiven Systemkrise. Um die Last der weltweiten Überschuldung tragbar zu halten, haben die Notenbanken massiv eingegriffen und die Zinsen nach unten gedrückt. Auf diese Weise sollen zum Beispiel Investitionen verbilligt werden; Ziel ist es, über Wachstum aus den katastrophalen Verhältnissen zu finden. Jedoch in gesättigten Märkten zu versuchen, den systemischen Fehler über Wachstum zu kompensieren, ist in einer Welt mit begrenzten Ressourcen ein Irrweg und aus ökologischer Sicht Wahnsinn.

Wegen der niedrigen Zinsen auch bei langfristigen Laufzeiten fehlt nun den Anlegern die Motivation, ihre Mittel auch langfristig zu binden. Die Volumina von Einlagen mit täglicher Fälligkeit sind...

explodiert. Eine Bank kann jedoch nicht die ihr kurzfristig zur Verfügung gestellten Mittel langfristig verleihen, ohne größere Risiken einzugehen (Fristentransformation).

Die Gebühr („negativer Zins“) auf täglich verfügbare Einlagen soll die Gläubiger bewegen, langfristige Anlagelaufzeiten einzugehen. Es geht also nicht darum, „schleichend an das Vermögen der europäischen Sparer zu kommen“, sondern Einfluss auf die Zinsbindungslaufzeiten auszuüben.

Die EZB könnte die Situation verbessern, indem sie die Zinsen deutlich erhöht, dies steht jedoch im Widerspruch zur oben geschilderten Situation. Insofern befinden sich die meisten Notenbanken der industrialisierten Welt in einem Dilemma. Einerseits können zum Beispiel überschuldete Staaten die Last der Schulden nur noch mit niedrigen Zinsen tragen, andererseits fehlt die Umlaufsicherung Zins, um den Geldmarkt zu stabilisieren. Diese Aussage ändert jedoch nichts an der Erkenntnis, dass bei der Verwendung eines positiven Zinses als destruktive Art der Umlaufsicherung langfristig immer Ärger angesagt ist, da exponentielle Wachstumsprozesse ausgelöst werden.

Auch möchte ich erneut daran erinnern, dass für die meisten Sparer ein positiver Zins ein Verlustgeschäft darstellt. Möchte man selbst positive Zinsen für seine Einlagen vereinnahmen, muss man auch bereit sein, die positiven Zinsen anderer (über Konsum und Steuern) abzuführen. Errechnet man nun das Saldo aus erhaltenen und gezahlten Zinsen ergibt sich, dass 9 von 10 Menschen immer mehr Schuldzinsen zahlen, als sie je in der Lage sein werden, Guthabenszinsen zu bekommen. Insofern ist die Darstellung der „Negativzinsen“ mathematisch betrachtet oft falsch.

Bargeld ist überdurchschnittlich wichtig für demokratische Strukturen. Unter allen Umständen sollte es uns erhalten bleiben. Gebühren auf Bargeld und kurzfristige Einlagen sollen die Zinsstrukturkurve auf ein gesundes Maß bewegen. Das bedeutet, es sollte ein Anreiz dazu bestehen, Mittel langfristig zu binden, obwohl sich der Zins für langfristige Einlagen nur geringfügig über null bewegt.

Steffen Henke

Last modified on Dienstag, 16. Juni 2015 21:51
Steffen Henke

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