6.399 Milliarden € in der Eurozone. Verwendet man diese Zahlen als Grundlage, macht das zirkulierende Zentralbankgeld 15,96 % aus. Der Zusammenhang zwischen Geld und Forderung auf Geld wird nicht deutlich genug widergegeben. Davon abgesehen befinden wir uns im fortgeschrittenen Stadium bez. des Finanzdilemmas. Wöllte man wissenschaftlich arbeiten, müssten man sich die oben genannten Zahlen über längere Zeiträume ansehen, um die krisenbedingten Effekte herauszufiltern.
Die oben genannten Prozentsätze sagen auch noch nichts über die Intensität der Verwendung der jeweiligen Aggregate aus. So ist in vielen Fällen eine Sichteinlage, also ein Guthaben auf einem Girokonto, eine geparkte Liquidität. Viele Menschen haben immer einen gewissen Betrag auf ihrem Girokonto „liegen“, über das sie schnell, also täglich verfügen können, es jedoch kaum machen. Hierzu gibt es hochinteressante Auswertung, welche ich in meinen angekündigten Seminaren (z. B.: Wuppertal, 30.10.15) diskutiere.
Auch sind viele Marktteilnehmer gegenwärtig wegen des tiefen Zinses nicht bereit, langfristige Anlagen einzugehen. Auch aus dieser Situation heraus sind große Teile von bisher langfristig angelegten Mitteln nach Auslaufen der alten Zinsvereinbarung in der kurzfristig verfügbaren Liquidität gelandet.
Im selben Gespräch mit Jebsen trifft Hörmann die Aussage (1:41 min), dass es: „keinen Gegenwert für unsere Münzen und Scheine gibt“. Diese Münzen und Scheine werden tagtäglich und im großen Umfang als Tauschmittel für Waren und Dienstleistungen verwendet. Schaut man sich die Mengenentwicklung des Bargeldes im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung in der BRD an, ist eine Parität klar zu erkennen (ohne Berücksichtigung der krisenbedingten Ausweitung der Basisgeldmenge der ZB). Erst bei einem Blick auf die Guthaben und Schulden, zum Beispiel auch hier prozentual zur Wirtschaftsleistung, sieht man das krankhafte Anschwellen der betreffenden Größen.
Nun kann man ja gern die Ursachen bez. des Anwachsens verschiedener Aggregate diskutieren, doch das begründet nicht, weshalb verschiedene Volumina zusammenaddiert werden sollten und den Begriff „Geld“ erhalten. Eine Floristin würde ihren Kunden auch nie 5 Rosen und 10 Nelken als 15 Rosen verkaufen. Vermutlich würde sie die 15 Elemente des Straußes als Blumen bezeichnen. Noch nie war ein Marktteilnehmer mit einem verzinslichen Papier, mit einer Staats- oder Unternehmensanleihe, beim Bäcker und hat dieses Papier gegen ein Brot eingetauscht. Wenn, dann wurde zuerst das Wertpapier verkauft, also in Geld transformiert und das dadurch erhaltene Geld wurde zum Einkauf beim Konditor verwendet.
Insofern ist die Verbindung zwischen den jeweiligen Größen betrachtungswürdig. Ich kann meine Empfehlung deshalb nur wiederholen. Die Geldreformer sollten nicht denselben Fehler wie die Ökonomie machen und nicht sauber zwischen den einzelnen Aggregaten unterscheiden. Ich denke, erst, wenn uns das gelingt, können wir gemeinsam den Knoten aufdröseln und mit Hilfe der neu gewonnenen Erkenntnisse Neues gestalten.
Steffen Henke