aus dem Geltungsbereich nicht abwandern. Somit werden zum Beispiel kurze Transportwege unterstützt, das ist gut für unsere Umwelt. In der betreffenden Region werden Arbeitsplätze geschaffen, das soziale Miteinander bekommt wertvolle Impulse. Gerade das Fördern zwischenmenschlicher Beziehungen innerhalb einer Gemeinschaft ist eine brillante Wirkung solcher Vorhaben.
Am 06.02.18 wurde in der Hannoverschen Allgemeine über die Einführung dieses Regios unter der Überschrift: „Einbeck gönnt sich einen Zehner“ berichtet. Weiter heißt es im vom Verfasser Matthias Brunnert vermeintlich gewählten Titel: „Trotz schlechter Erfahrungen andernorts: Kleinstadt führt eigene Regionalwährung ein“. Sollen hier die Leserinnen und Leser die Botschaft erhalten, dass es nur ein Fehler sein kann, ein solches Projekt zu starten? Auch in anderen Medien gibt es Artikel zum Einbecker Zehner. Auffällig ist, dass die negative Überschrift bei verschiedenen Veröffentlichungen, zum Teil in abgeänderter Form, ebenfalls verwendet wird. Als Quelle wird oft dpa, eine der wenigen führenden Presse-Agenturen, angegeben. Bei Jens Wernicke kann man zu diesen „unsichtbaren Nervenzentren des Mediensystems“ lesen: „Tatsächlich ist es aufgrund der eher geringen journalistischen Eigenleistung unserer Medien und ihrer hohen Abhängigkeit von einigen wenigen Nachrichtenagenturen für interessierte Kreise ein Leichtes, Propaganda und Desinformation in einem vermeintlich seriösen Format an ein weltweites Publikum zu verbreiten.“ (Jens Wernicke: „Lügen die Medien? Propaganda, Rudeljournalismus und der Kampf um die öffentliche Meinung“, (Spiegel-Bestseller), 2. Auflage, Westend Verlag GmbH, Frankfurt/Main 2017, S. 163)
Als Beweisführung für die „schlechten Erfahrungen“ nennt Brunnert in „seinem“ Text zwei regionale Tauschmittelsysteme, die nach einigen Jahren wieder aufgegeben wurden. Dutzendfach hätten laut Brunnert in den vergangenen Jahren Kommunen versucht, die örtliche Nachfrage durch Regionalwährungen zu beleben. Dies ist jedoch falsch. Es stimmt, viele Initiativen haben ihre Projekte wieder aufgeben müssen. Wesentlich ist jedoch, warum die engagierten Gruppen ihre Konzepte nicht weiterführten. Einer der Hauptursachen für das Ende solcher Aktivitäten war gerade die fehlende kommunalpolitische Unterstützung. Da im Artikel der HAZ die Einführung der Gutscheine in Einbeck von der Bürgermeisterin Sabine Michalek angekündigt wird, kann daraus geschlossen werden, dass bei diesem Vorhaben die örtliche Politik mit im Boot sitzt. Sehr detailliert werden die Ursachen für das Ende von vergleichbaren regionalen Initiativen im Buch von Sebastian Leinert („Regionale Komplementärwährungen in Deutschland“, 2. verbesserte Auflage, Sebastian Leinert, 2016) beschrieben.
Ein weiterer Pluspunkt beim Einbecker Zehner besteht darin, dass der Tausch von Euros in Einbecker unter anderem auch von der ansässigen Sparkasse und Volksbank angeboten wird.
Nach meinen Recherchen verfügt der Einbecker jedoch über keine konstruktive Umlaufsicherung, wie sie beim Fließenden Geld gedacht ist. Insofern besteht die Gefahr, dass in Umlauf gebrachte Einbecker Zehner über längere Zeiträume gehortet werden und damit ihre volle Wirkung nicht entfalten können. In meinem Buch: „Fließendes Geld für eine gerechtere Welt“ beschreibe ich diese Vorgänge.
Beim Euro wird als destruktive Umlaufsicherung ein Zins größer null Prozent verwendet. Dadurch stellt sich der sogenannte Zinseszinseffekt ein. Die Mathematik beschreibt solche Vorgänge über die Exponentialfunktion. Eines ist sicher, exponentielles Wachstum kann immer nur zeitlich begrenzt funktionieren. Stößt der Euro noch stärker an seine Grenzen als dies bereits heute sichtbar ist, können regionale Tauschmittel über ihre heutige Bedeutung hinaus sehr wertvolle Dienste leisten.
Ich wünsche den Aktiven in Einbeck gutes Gelingen beim Projekt und kann nur das Mitmachen allen Unternehmen und Privatpersonen ans Herz legen.
Steffen Henke