Nichts auf der Welt kann zeitlich unbegrenzt wachsen!
Stoßen solche exponentiell wachsenden Verläufe an ihre Grenzen, ist Ärger angesagt, und im Falle des Geldsystems ist gerade die finale Phase mit unermesslich viel Leid verbunden. Der Leser und die Leserin dieses Artikels brauchen ihren Blick nicht in die weite Ferne schweifen zu lassen, um das zu erkennen. Deshalb brauchen wir neue Wege beim Geld – das Fließende Geld.
2011 wurde die Neues Geld gemeinnützige GmbH gegründet, um zu helfen, diese Alternative zu den gegebenen Mechanismen bekanntzumachen und die vielen positiven Wirkungen von Fließendem Geld aufzuzeigen. Das erste umfangreiche Werk zu dieser Lösung veröffentlichte Silvio Gesell 1916 (2). Er sprach seinerzeit von Freigeld, und auch der Begriff Schwundgeld tauchte in dieser Zeit auf.
Schwundgeld deshalb, da das Geld mit Kosten belegt wird, wenn man es hortet. Die Betonung liegt hierbei auf dem letzten Nebensatz: Insofern man diese Art von Geld weitergibt, also für Transaktionen – wie gedacht – benutzt oder mittel- bis langfristig anlegt, da man es gerade nicht braucht, fallen so gut wie keine Gebühren an. Von Kritikern wird dieser Fakt bis zum heutigen Tag oft unterschlagen, doch auch ungeachtet dessen ist der Begriff „Schwund“-Geld unsympathisch. Autoliebhaberinnen und -liebhaber würden nie in Verbindung mit ihrer geliebten Karosse vom „Schwund“-Wagen reden und kein Immobilieneigentümer würde erklären, dass er in einem „Schwund“-Haus wohnt, und das, obwohl ein gewisser Schwund dieser Werte selbst bei bester Pflege unumgänglich ist!
Es ist demnach kein Zufall, dass Geld, welches mit einer konstruktiven Geldumlaufsicherung (3) belegt ist, oft als Fließendes Geld bezeichnet wird: Im menschlichen Körper fließt das Blut, damit der Organismus lebt, in der Natur fließt das Wasser, damit der lebenswichtige Stoff alle Bereiche des Lebens erreicht. Im Wirtschaftskreislauf fließt das Geld, so dass sich die Menschen mit allem Notwendigen und darüber hinaus versorgen können. Nur beim Geld stellt sich schließlich die Frage, was es zum Fließen bringt.
Nun wäre es schlüssig gewesen, wenn die 2011 gegründete gemeinnützige Gesellschaft Fließendes Geld gGmbH genannt worden wäre. Allerdings bestand die Sorge, dass dann die Bezeichnung „Fließendes Geld“ zu stark mit einer konkreten Gesellschaft und konkreten Personen in Verbindung gebracht und damit Hemmnisse aufgebaut würden, die die Arbeit mit der Wortgruppe „Fließendes Geld“ für andere Organisationen und Personen unattraktiv machen.
Allerdings verwende ich selbst konsequent die Bezeichnung „Fließendes Geld“ zur Beschreibung eines alternativen Geldsystems, da ich denke, dass damit auf wunderbare Weise wertvolle neue Wege einen passenden Namen erhalten. Leider vermeiden konsequent diejenigen, die der Neues Geld kritisch gegenüberstehen, deswegen dennoch die Verwendung der Bezeichnung.
Menschen, die den Erstkontakt mit diesem Thema haben, bekommen es dadurch schwer gemacht. Für denselben inhaltlichen Ansatz, die Verwendung einer alternativen Geldumlaufsicherung – einem Zins kleiner null Prozent –, werden nun ganz unterschiedliche Begriffe verwendet. Ursache dieser Situation sind meist menschliche Befindlichkeiten. Man hat das Gefühl, dass wir Menschen uns manchmal selbst im Weg stehen.
Um Inhalte geeignet zu vermitteln, ist offensichtlich die Wahl der verwendeten Begriffe relevant: So wie ich dem Leser und der Leserin wünsche, dass der Kuchen gelingt, so wünsche ich uns allen, dass das Geld im Wirtschaftskreislauf fließt. Wodurch, das können wir gemeinsam entscheiden.
Steffen Henke
- Hüther, Gerald: „StarkeEltern StarkeKinder“, https://www.youtube.com/watch?v=ROehyMHtKDY, 18.11.13, abgerufen am 05.10.19
- Gesell Silvio: „Die natürliche Wirtschaftsordnung durch Freiland und Freigeld“, Gauke GmbH, 1988 – 2009
- Zins deutlich kleiner null Prozent