sein Gehalt um 50 % kürzen, da es viele Länder gibt, in denen Menschen deutlich weniger für wesentlich bessere Arbeit erhalten.
Hinzu kommt die von mir empfundene Konnotation des Wortes „rummaulen“. Wird es nicht dann verwendet, wenn der Protest als unberechtigt dargestellt werden soll? Haut der CDU-Abgeordnete mit seinem Statement nicht in die realitätsverzerrende Kerbe, „der Grieche“ hätte es nicht anders verdient?
Zu welch herzlosen Monstern können wir uns entwickeln? Was läuft schief in unserer Gesellschaft. Empfinden wir Freude, schüttet unser Gehirn Dopamin als Transmitter für Glücksgefühle aus. Fünf Prozent der Deutschen, 15 % der US-amerikanischen Bevölkerung führen mittlerweile per Pille diesen Botenstoff von außen zu. Offensichtlich gelingt es den betroffenen Gehirnen nicht mehr, selbst ausreichend dieser engelsgleichen Sinnesempfindung auszuschütten.
Sollten wir uns die herzversteinernde Entwicklung bewusst machen, um auf die Bremse steigen zu können oder war es nie anders? Doch wie können wir Einfluss nehmen, was treibt uns ins neue, wärmere Wasser?
Ich denke, wir sollten beginnen, bessere Systeme zu verwenden, die wertvollere Anreize liefern. Und, wem überrascht es, schon sind wir beim Geld. Ein Geld, welches Wachstum erzwingt und geschieht dies nicht, das soziale Gleichgewicht zerlegt, kann den destruktiven Prozess nur befeuern. Ein ökonomisches Hauptargument für den Zins besteht darin, dass, wenn ich mein Geld weggebe, will ich dafür eine Prämie erhalten. Denn ich gebe schließlich meine mir zur Verfügung stehende Liquidität aus der Hand. Nach Keynes werden Teile des Guthabenszinses deshalb als Liquiditätsprämie bezeichnet.
Genau bei diesem Ansatz beginnt das spürbare Übel. Ich gebe ein für den fließenden Tausch gedachtes Mittel nur dann weiter, sofern ich es selbst gerade nicht benötige, wenn ich mehr zurückerhalte, als ich gegeben habe. Über diesen systemischen Fehler erfolgt bei Menschen bereits in sehr jungen Jahren auf schleichende Weise eine Konditionierung auf destruktive Verhaltensmuster.
Wird jedoch Geld mit einer Gebühr versehen, wäre die Motivation der Weitergabe, eben diese Kosten zu vermeiden. Die Erwartung besteht darin, das zu erhalten, was man schon besitzt. Benötigt man das Geld, welches einem zur Verfügung steht, gibt man es aus und ist von den Kosten eh nicht tangiert. Hat man mehr eingenommen, als man aktuell ausgeben will, stellt man den Überschuss anderen zur Verfügung, damit alles im Fluss bleibt. Ich plädiere dafür, dass wir Systeme verwenden sollten, die die richtigen Anreize liefern. Fließendes Geld wäre ein solch brillantes Instrument. Gerade, weil Geld in so viele, gegenwärtig zu viele, Lebensbereiche eingreift. So können wir empathische Muster erlernen, die wir nie kannten oder zumindest teilweise verloren gegangen sind.
Für Fließendes Geld einzutreten bedeutet demnach nicht einfach nur, technische Fragen zu Zahlungsmitteln zu behandeln, sondern für herzenswarme Werte einzustehen, die unsere Zeit, betrachtet man noch einmal oben genannte Zitate, dringend nötig hat. Doch Vieles ist in Bewegung, man kann durch den Nebel das Licht bereits erkennen.
Steffen Henke